Schreiben des Bundesnetzwerkes an verhandlungsführende Parteien

Das Bundesnetzwerk Schulsozialarbeit hat am 02.02.18 folgendes Schreiben an Vertreterinnen und Vertreter der koalitionsverhandelnden Parteien gesandt. Hintergrund war eine Pressemeldung über die Einigung der Verhandelnden beim Punkt Bildung.

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Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Spannung verfolgen wir derzeit die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD. Wir freuen uns sehr, dass sie sich insbesondere im Bereich Bildung auf einige Punkte verständigen konnten, welche der Verbesserung des Bildungssystems dienen. An dieser Stelle bitten wir Sie um Berücksichtigung folgender Darlegungen, da Schulsozialarbeit als Unterstützungssystem einen wichtigen Anteil zur Verbesserung der Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen leistet.

Am 04. und 05. Dezember 2015 wurde in Dortmund der 2. Bundeskongress Schulsozialarbeit erfolgreich veranstaltet. Über 700 Teilnehmer/-innen aus Wissenschaft und Praxis, aus den Verbänden und Gewerkschaften sowie von den Trägern und den Kooperationspartnern haben in einem intensiven Austausch den hohen Grad der Professionalität und der Vielfältigkeit der Schulsozialarbeit herausgestellt. Das volle Wirksamkeits- und Handlungspotential können die Fachkräfte für Schulsozialarbeit aber nur dort entfalten, wo die Rahmenbedingungen qualifiziert und verstetigt sind.

Beim 2. Bundeskongress wurde zudem die Gründung eines bundesweiten Netzwerks von Fachkräften der Schulsozialarbeit initiiert. Nach zwei vorbereitenden Treffen in Leipzig und Bremen wurde am 16. März 2017 in Hannover das Bundesnetzwerk Schulsozialarbeit gegründet, derzeit bestehend aus 11 Zusammenschlüssen von Fachkräften verschiedener Bundesländer.

Auch wir, das Bundesnetzwerk Schulsozialarbeit, fordern mit der „Dortmunder Erklärung“ (siehe Anhang) den systematischen Ausbau und die professionelle Etablierung der Schulsozialarbeit. Hierzu müssen die vorhandenen Stellen dauerhaft gesichert und an professionelle Qualitätsstandards angepasst werden. Für die flächendeckende Sockelversorgung sowie darüber hinaus für die Mitwirkung und Unterstützung beim Aufbau eines inklusiven Bildungssystems und die Mitbeteiligung an der Betreuung geflüchteter Kinder und Jugendlicher werden bundesweit ca. 60 000 Vollzeitstellen zusätzlich benötigt.

Wir rufen Sie auf, den systematischen Ausbau der Schulsozialarbeit in den Koalitionsverhandlungen zu berücksichtigen:

  • Überwinden Sie die juristischen Hürden in der Zusammenarbeit des Bundes und der Länder durch die zeitgleiche Festschreibung der Schulsozialarbeit als Regelaufgabe im Sozialgesetzbuch (SGB VIII) und in allen Schulgesetzen.
  • Finanzieren Sie gemeinsam den notwendigen Ausbau von Schulsozialarbeit (1,-€ pro Schüler pro Tag! Siehe Anhang).

Die Botschaften und Forderungen des 2. Bundeskongresses Schulsozialarbeit sind auch heute noch aktuell und eindeutig und werden vom Bundesnetzwerk Schulsozialarbeit unterstützt:

Kinder und Jugendliche, deren Erziehungsberechtigte und die Lehrkräfte brauchen die Angebote der Schulsozialarbeit als Bestandteil einer Bildungsreform – an allen Schulen und in allen Schulformen. Die Schulgemeinden schauen auf Sie und erwarten von Ihnen ein gemeinsames Handeln.

Wir als Fachkräfte für Schulsozialarbeit sind bereit, unsere Expertise, unsere qualifizierten Angebote und unser Engagement in die Schulen einzubringen, die individuelle Potentialentfaltung aller Kinder und Jugendlichen zu unterstützen und unseren Beitrag zur Entwicklung eines zukunftsfähigen Bildungssystems zu leisten. Voraussetzung dafür ist die verlässliche und angemessene Finanzierung.

Tragen Sie dafür Sorge, dass wir an allen Schulen aktiv werden und die Kinder und Jugendlichen ihr Recht auf Persönlichkeitsentwicklung uneingeschränkt wahrnehmen können.

 

Mit freundlichen Grüßen

Maren Knörzer, Dorle Mesch, Stev Pauli

Sprecher*innen des Bundesnetzwerk Schulsozialarbeit

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